200 Zentimeter tief, 120 Zentimeter breit und exakt einen Meter hoch ist das Tor zur Motorenwelt der DEUTZ AG in Köln: definiert durch die X-, Y- und Z-Achsen der neuen Portalmessmaschine im Wareneingang.
Dieses von den Qualitätswächtern streng bewachte Nadelöhr haben sämtliche Zulieferteile bei der Erstbemusterung zu passieren. Und nur makellosen Bauteilen wird der Zugang gewährt. Seit einigen Monaten wird dabei noch genauer hingesehen, aber dennoch zügiger „abgefertigt“.
Der deutsche Hersteller von Diesel-, Gas- und elektrifizierten Motoren wurde 1864 gegründet. Alle 90 Sekunden verlässt ein neuer DEUTZ-Motor das Werk Köln-Porz für den Einsatz in Bau- und Landmaschinen, Material Handling-Anwendungen, stationären Anlagen sowie Nutz- und Schienenfahrzeugen. Köln-Porz als Hauptsitz der DEUTZ AG ist zugleich der zentrale Forschungs- und Entwicklungsstandort für alle DEUTZ-Motoren. Hinzu kommt seit 2017 das Kompetenzzentrum für Rotationsteile, also die Kurbelwellen- und Nockenwellenfertigung.
„Praktisch jedes Bauteil der Motoren, bekommen wir auf den Tisch“, erklärt Thomas Kersting, Leiter der Wareneingangskontrolle und Mitarbeiter des Qualitätsmanagements im Bereich Einkauf. Dabei ist die Rede nicht von der Serienprüfung oder der produktionsbegleitenden Prüfung. „Unsere Aufgabe ist vor allem die Erstbemusterung, das „Go“ oder „No“ für unsere Teilezulieferer“, präzisiert Kersting. Damit trägt die Wareneingangsprüfung die zentrale Gatekeeper-Verantwortung am Zugangstor zur DEUTZ-Motorenfertigung. Würde hier nicht mit größter Sorgfalt schnell und frühzeitig die Spreu vom Weizen getrennt, hätte das weitreichende Folgen in allen folgenden Prozessschritten.
„Zwar liefen unsere bestehenden Portalmessmaschinen als Herzstück unserer Prüfequipments nach wie vor störungsfrei. Dennoch wären wir mit ihnen vermutlich auf die neuen, wachsenden Herausforderungen nicht optimal vorbereitet gewesen“, legt Kersting dar. So hätte beispielsweise das Aufspielen einer aktuellen Messsoftware-Version gleichzeitig den Einbau einer neuen Maschinensteuerung erfordert. „Was dann in etwa so teuer geworden wäre, wie eine neue kleine Messmaschine“, vermutet Kersting. Auf nach einer stimmigen Gesamtstrategie für die kommenden Herausforderungen informierte sich Thomas Kersting unter anderem auf der CONTROL. „Passende Messmaschinen hätte ich zuhauf haben können“, erinnert er sich an den folgenden Auswahlprozess, „allerdings versäumten es viele Anbieter, den Blick aufs Ganze zu richten. Und uns ein Gesamtkonzept für unsere ganz spezifischen Bedingungen und Abläufe zu schneidern.“
Durchaus erfahren in der Trennung von Spreu und Weizen gaben Kersting und seine Mitentscheider den Zuschlag schließlich der Klostermann Ingenieurbüro und Vertriebsgesellschaft mbH aus Remscheid, die Vertretung für WENZEL in Nordrhein-Westfalen.
„Im Mittelpunkt des Gesamtkonzeptes bei Deutz steht die 3D-Koordinatenmessmaschine LH 1210 von WENZEL“, erklärt Klostermann. „Ein CNC-Portalmessgerät für schaltende, messende und optische sowie indexierte Tastsysteme. Eine dynamische und hochpräzise Maschine.“ Mit Messbereichen von 2.000 Millimetern in der X-, 1.200 Millimetern in der Y- und 1.000 Millimetern in der Z-Achse sowie einer Belastbarkeit von 2.300 Kilogramm nimmt sie mühelos auch ganze Motorblöcke auf. Über diese für die DEUTZ AG gewählten Dimensionen hinaus gibt es die WENZEL LH 1210 auch mit Messbereichen bis 8.000 Millimetern in der Y-Achse sowie Belastbarkeiten bis 3.250 Kilogramm. „Mit der WENZEL LH 1210 erreicht DEUTZ eine Längenmessabweichung von MPEe = 2.2 μm“, präzisiert Klostermann. „Ausgerüstet ist sie mit einem PH10M-Dreh-/Schwenkkopf sowie SP25-Messtaster von Renishaw – und zusätzlich mit dem optischen 3-D-Linienscanner SHAPETRACER von WENZEL.“ „Die neuen Möglichkeiten durch den Dreh-Schwenkkopf und vor allem durch den Linienscanner katapultieren uns natürlichi n ganz andere Sphären“, freut sich Kersting. So lassen sich dank des beweglichen Kopfes jetzt auch komplexe Prüfabläufe mit Messpunkten in verschiedenen Lagen ohne Angst vor Kollisionen zügig absolvieren. „Wir sparen hier bei bestimmten Bauteilen locker 20 bis 30 Prozent der Zeit“, ist sich Kersting sicher. Und: „Dank des 3-D-Linienscanners können wir jetzt auch die Bauteilgeometrie flächig digitalisieren und wahnsinnig schnell auswerten. Mit der bisherigen, allein taktilen Ausstattung war das gar nicht oder nur mit exorbitantem Aufwand möglich. Geradezu ein Quantensprung für uns.“
Eine ganz neue Welt öffnet sich den Motorenbauern aber vor allem durch die neue von Klostermann installierte Messsoftware. „Mit WM | Quartis von WENZEL verfügt DEUTZ jetzt über die aktuell fraglos beste Messsoftware auf dem Markt“, ist sich Klostermann sicher. Und tatsächlich: Basierend auf der Microsoft Office Fluent- Benutzeroberfläche begeistert WM | Quartis durch enorm intuitive Bedienung und einfachste Messprogramm- Ausführung sowie -Auswertung. So erlaubt zum Beispiel eine Schnellwahltafel zum Auslösen hinterlegter Messprogramme auch weniger geübten Anwendern, die Prüfung vorzunehmen. Verschiedene Hierarchie-Level lassen gestaffelt tiefe Eingriffe in die Bedienung zu – von der Modifikation weniger Parameter bis zum Vollzugriff auf das Messprogramm. „So können jetzt praktisch alle zehn Mitarbeiter im Wareneingang unabhängig von Ihrem messtechnischen Qualifikationslevel mit dem System arbeiten“, zeigt sich Thomas Kersting begeistert. „Bei mehreren Tausend hinterlegten Messprogrammen ein wahrer Segen. Und ein enormer Produktivitätsschub.“ „Ich kann wirklich sagen, dass man bei Klostermann sehr genau hingehört hat, als wir unsere Wünsche geäußert haben. Und dann sogar die erfüllt hat, von denen wir gar nicht wussten, dass wir sie haben“, zieht Thomas Kersting Bilanz der Zusammenarbeit mit dem bergischen Ingenieurbüro und Messtechnik-Dienstleister.